14 Bemühungen um eine Eisenbahnteilstrecke (1853 bis 1856)
Alfred Escher hatte dafür gesorgt, dass die Schweiz mit Privatbahnen erschlossen wurde, statt durch öffentliche Gelder und machte mit der Nordostbahn ab 1853 – einer damals noch in Planung steckenden Verbindung zwischen Zürich und Romanshorn – den Anfang. Die Ustermer Industriellen erkannten ihre Chance, sich mittels einer Teilstrecke mit der Nordostbahn zu verbinden, um damit Anschluss an Zürich und die internationalen Märkte, vor allem Deutschland (Romanshorn–Friedrichshafen), zu erhalten. Dazu mussten sie aber den Zürcher Regierungsrat dazu bringen, die bislang über Kloten geplante Strecke nach Süden über Wallisellen zu verlegen, damit die Strecke aus Uster überhaupt lohnenswert gebaut werden konnte.
Kampf für die Konzession einer Zweigbahn
Nach einem Aufruf an den Ustermer Gemeinderat, an dem sich bis auf Spinnerkönig Heinrich Kunz alle namhaften Industriellen beteiligten, unterstützte Uster das Vorhaben vorbehaltlos und startete einen Aktienverkauf. 1853 hatte Uster die nötigen Argumente, aber noch nicht die erhofften Gelder, um den Regierungsrat davon zu überzeugen, warum die Linienführung über Wallisellen lukrativer sei, als jene über Kloten. Die Ustermer argumentierten aggressiv mit ihrer industriellen Macht, drangen aber zunächst nicht durch. Der «Anzeiger von Uster» meinte zynisch: «Eine Tonne Eisen aus Wetzikon wiegt nicht so viel wie ein Kohlkopf aus Bülach und eine ganze Ladung Baumwolle nicht so viel als ein Krautstrunk von Kloten.» Erst der erfolgreiche Versuch, eine Konzession vom Grossen Rat zu erreichen, führte 1854 nach atemberaubend spannenden Tagen zum Durchbruch, auch weil sich Prominente wie Alfred Escher auf die Seite Usters geschlagen hatten. Hans Heinrich Zangger war der Initiator dieses Erfolges. Er wurde zum Präsidenten der in Wetzikon neu gegründeten Glattalbahngesellschaft mit Sitz in Uster ernannt.
Licht und Schatten
Unter der Leitung des Igenieurs Kaspar Wetli wurde die Zweigbahn bis Wallisellen 1856 erfolgreich abgeschlossen. Uster war für knapp ein Jahr Kopfbahnhof und erlangte mit der Verbindung Anschluss an Zürich und die europäischen Warenmärkte. Nach der Fusion zu den Vereinigten Schweizerbahnen VSB wurde die Glattalstrecke zügig ausgebaut. Über Wetzikon, das 1857 an das Trassee angeschlossen wurde, erreichte die Eisenbahn bereits 1859 Rapperswil. Uster hingegen verlor seine Funktion als Gesellschaftssitz, und auch die Investition in die Remisenanlagen waren vergebens. Als die Rundremise 1857 fertiggestellt war, war bereits klar, dass Uster in Kürze die Fahrzeugremise an Zürich und die Nordostbahn würde abtreten müssen. Tatsächlich wurde darin nie eine Lok überholt, stattdessen wurden die Remisen 1861 an den Industriellen Blank verkauft, der dort eine Giesserei und Maschinenfabrik betrieb. Aus dieser Zeit stammt auch der noch heute stehende markante Hochkamin. Erst heute, nach der erfolgreichen Rettung der originalen frühen Bahnanlagen Usters, werden hier - eigentlich erstmals - Eisenbahnen in Stand gehalten, nämlich die des Dampfbahnvereins Zürcher Oberland DVZO.