Interview mit Gabriela Tarnutzer, Case Managerin

Gabriela Tarnutzer

 «An erster Stelle steht die Bereitschaft, sich helfen zu lassen.»

Die Fachstelle Alter der Abteilung Gesundheit der Stadt Uster erweiterte dieses Jahr mit dem Case Management ihr Angebot. Das Case Management richtet sich an Personen, die 60 Jahre oder älter sind und in Uster leben. Die Bilanz von Gabriela Tarnutzer fällt in den ersten Monaten positiv aus: Mehrere Privatpersonen, aber auch Spitäler und Behörden, haben das Case Management in Anspruch genommen. Wie sie bei der Arbeit vorgeht, was sie persönlich motiviert und wie sie schwierigere Situationen anpackt, erzählt sie im Interview.

Liebe Gabriela, einfach erklärt: Was macht eine Case Managerin?

Die Case Managerin der Fachstelle Alter informiert und berät rund um das Thema Alter. Sie organisiert und koordiniert in komplexen Situationen, zum Beispiel bei gesundheitlichen Veränderungen oder wenn der Alltag beschwerlich wird. Sie unterstützt die Betroffenen bei der Suche nach Lösungen. Oft geht es darum, ein Netzwerk von Hilfen aufzubauen, damit die Lebensqualität im Alter erhalten bleibt.

Wie gehst du bei der Bewertung der Bedürfnisse der von Dir betreuten Personen vor?

Ich würde in diesem Zusammenhang eher von Priorisierung oder Bedarfserhebung als von Bewertung sprechen. Entscheidend ist, die Motive und Ziele der Betroffenen zu erfassen und gesundheitsgefährdende Aspekte zu vermeiden oder gering zu halten. Dies geschieht in erster Linie durch Gespräche. Hausbesuche helfen, die Lebenssituation noch besser zu erfassen.

Welche Strategie verwendest du, um sicherzustellen, dass diese Menschen Zugang zu den benötigten Dienstleistungen und Ressourcen haben?

An erster Stelle steht die Bereitschaft der Betroffenen, Hilfe anzunehmen. Die Finanzierung der benötigten Dienstleistungen ist dabei immer ein wichtiges Thema. Der Anspruch auf Ergänzungsleistungen und Betreuungsleistungen (neu ab 2025) ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich auch Menschen mit geringem Einkommen und Vermögen Unterstützung im Haushalt, Mahlzeitendienste oder psychosoziale Begleitung leisten können. Von besonderer Bedeutung ist zudem die Vernetzung mit den Anbietern in der Region Uster, um ein bedarfsgerechtes Angebot für die Nachfrage zu gewährleisten.

Wie gehst du mit schwierigen oder komplexen Fällen um; insbesondere, wenn Menschen mehrere Herausforderungen gleichzeitig bewältigen müssen?

In diesen Fällen ist es besonders wichtig, die Angehörigen einzubeziehen und mit den Akteuren in Uster zusammenzuarbeiten. Die Aufgaben werden je nach Fachgebiet verteilt. Wenn die betroffene Person einverstanden ist, schalte ich zum Beispiel Pro Senectute, Spitex oder den Erwachsenenschutz ein. Bis die Hilfe eintrifft und sich die Situation stabilisiert hat, bin ich die erste Ansprechperson für die Betroffenen und die Helfer.

Was hat Dich seit Deinem Start in Uster am meisten berührt oder überrascht?

Am meisten hat mich die Offenheit und das Vertrauen der Klientinnen und Klienten berührt. Überrascht hat mich, dass die Aussenwacht Werrikon mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht erreichbar ist.

Wie geht es älteren Menschen in Uster, siehst Du Unterschiede zu anderen Gemeinden und Städten?

Die Seniorinnen und Senioren, mit denen ich in Kontakt gekommen bin, wollen in Uster bleiben. Sie fühlen sich hier zuhause und gut aufgehoben. Das Angebot für die ältere Bevölkerung in Uster ist vielfältig und gross.

Die Stadt fördert die Zusammenarbeit mit den Akteuren im Altersbereich und setzt sich für ein gut funktionierendes Angebot ein. In der Agenda 60PLUS sind zudem die verschiedenen Aktivitäten der einzelnen Anbieter zusammengefasst. Ein Blick in die Agenda lohnt sich!

Uster verfügt zudem mit dem Spital, den Pflegeheimen und den Spitex-Organisationen über eine umfassende Infrastruktur und Versorgung für die Gesundheit. In Gesprächen mit älteren Personen ist das Bewusstsein und die Dankbarkeit dafür deutlich spürbar.

Was motiviert Dich persönlich in deiner Arbeit als Case Managerin und welche Aspekte deiner Arbeit bereitet dir grösste Freude?

Die konstruktive Zusammenarbeit mit den verschiedenen Leistungserbringern und Akteuren sowie die Möglichkeit, das Case Management mitzugestalten, motivieren mich. Die Begegnung mit Menschen, das Finden von Lösungen und die Möglichkeit, positive Veränderungen zu bewirken, bereiten mir besondere Freude.

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